Veranstaltung des EBG „Gemeinschaftsschule als Regelschule“

20.06.2016
Gemeinschaftsschule als Regelschule! Das unterstützten die fünf PolitikerInnen und Gewerkschaftsvertreter in der Fish-Bowl Diskussion am 20. Juni 2016 in der Fritz-Karsen-Gemeinschaftsschule. Für Mark Rackles, Staatsekretär für Bildung, ist jetzt „die beste Zeit für Gemeinschaftsschule“. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Pilotphase Gemeinschaftsschule sind deutlich positiv, sie lassen sich nicht wegdiskutieren. Gerade weil die Gemeinschaftsschulen in den vergangenen acht Jahren keine bessere Ausstattung oder besondere finanzielle Förderung erhalten hätten, seien die jetzigen Ergebnisse in Bezug auf die höheren Lernzuwächse bei allen Schülerinnen und Schülern, ob mit oder ohne Förderstatus, so bemerkenswert.

Zur Veranstaltung „Gemeinschaftsschule (1‐13) als Regelschule? Vielfältig, Inklusiv, Begabungsfördernd: Chancen für die Berliner Bildungslandschaft!“ hatte das neue Elternnetzwerk Berliner Gemeinschaftsschule (EBG) geladen. Rund 150 TeilnehmerInnen diskutierten angeregt, signalisierten mit rot-grünen Ampelkellen ihre Zustimmung bzw. Ablehnung, applaudierten, vergaben blaue, rote, grüne und gelbe Punkte, gestalteten eine Bodenzeitung, waren begeistert von den erfrischenden Catering-Angeboten der Schülerfirmen.

Regina Kittler, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Berliner Abgeordnetenhaus, brachte gleich einen fertigen Antrag zur Änderung des Schulgesetzes mit. „Gemeinschaftsschule soll eine schulstufenübergreifende Regelschule werden! Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen: Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes von Berlin.“ Den Antrag zum Nachlesen gibt es im Anhang.

Auch die bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90 / Die Grünen Stefanie Remlinger schloss sich der Forderung nach einer Ausweitung der Gemeinschaftsschulen an. Sogar bei der CDU zeigte sich eine freundliche Annäherung. „Die Gemeinschaftsschule als Regelschule befürworten wir“, so Olaf Lemke, CDU Politiker aus Berlin-Mitte.

Als Fragenstellerin aus dem Publikum kritisierte Bettina Günter, Elternvertreterin der für den Deutschen Schulpreis nominierten Anna-Essinger Gemeinschaftsschule und Kandidatin der PIRATEN für die Wahl des Berliner Abgeordnetenhauses, dass die Gemeinschaftsschulen immer erst in Vorleistung gehen müssen, um zu beweisen, dass sie gute Schulen sind. Sie erwartet von der Senatsbildungsverwaltung eine Angebotspolitik und die Neugründung von Gemeinschaftsschulen.

Das Berliner Pilotmodell der Gemeinschaftsschule von 1-13 ist in dieser Form deutschlandweit einmalig, betonte Prof. Dr. Johannes Bastian, Co-Autor der wissenschaftlichen Begleitstudie und Mitherausgeber der Zeitschrift PÄDAGOGIK. Gemeinsam mit dem Co-Autoren Ulrich Vieluf, vom Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung, erklärten sie die Ergebnisse der Evaluation in Bezug auf die hohen Lernzuwächse der SchülerInnen und gesteigerte Teamarbeit unter den PädagogInnen der Gemeinschaftsschulen im Vergleich zu anderen Schulformen. Das Konzept der Gemeinschaftsschulen ist die Antwort auf die Frage: „Wie gehen wir mit der Unterschiedlichkeit der Schülerinnen und Schüler um?“, so die Wissenschaftler. Die Studie ist Nachzulesen auf den Seiten der Senatsbildungsverwaltung unter http://www.berlin.de/sen/bildung/schule/bildungswege/gemeinschaftsschule/

Und jetzt? Alle Herausforderungen gemeistert? Gemeinschaftsschule wird Regelschule, Probleme gelöst? Dass es so einfach nicht ist, wurde in den anregenden Diskussionen mit den PädagogInnen, SchülerInnen und Eltern deutlich. Inklusion in Gemeinschaftsschulen gäbe es nicht zum Nulltarif, die guten Ergebnisse der Studie zeugen auch von einem weit überdurchschnittlichen Engagement der Pädagogen, äußerten einige Lehrkräfte in der Runde. Der Aufbau von Gemeinschaftsschulen, das Umsetzen des individuellen Lernens von 1-13 sei ein immenser Kraftakt, der im achten Jahr der Pilotphase die noch vorhandenen Energien und Ressourcen einiger Gemeinschaftsschulen, insbesondere in den Bezirken mit einem hohen Anteil an nicht-deutschsprachigen Familien, schlicht übersteige. Jetzt sei ein starkes, tatenfolgendes Bekenntnis der Senatsbildungsverwaltung zur Gemeinschaftsschule von Klasse 1 bis zum Abitur, gerade gegenüber den teilweise blockierenden Bezirksschulämtern, zwingend notwendig.

Das Elternnetzwerk Berliner Gemeinschaftsschule bedankt sich herzlich bei allen DiskutantInnen – Paula Hoyer (Gesamtschülervertreterin Paula-Fürst Gemeinschaftsschule), Detlef Bading (Vater von zwei Kindern an der Fritz Karsen Gemeinschaftsschule), Kai Klötzer (Lehrer an der Grünauer Gemeinschaftsschule), Josi Wells (ehemalige Schülerin der Fritz Karsen Gemeinschaftsschule), Ulrich Vieluf und Prof. Dr. Bastian (Autoren der wissenschaftlichen Begleitstudie zur Pilotphase Gemeinschaftsschule), den PolitikerInnen und GEW Vertretern der Fish-Bowl Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW Berlin, Staatsekretär Mark Rackles, Regina Kittler (Die Linke), Stefanie Remlinger (Bündnis 90 / Die Grünen), Olaf Lemke (CDU) sowie Marlis Tepe, Bundesvorstand der GEW, für das Abschlussstatement.

Weiterhin bedanken wir uns bei den Förderern und Unterstützern der Veranstaltung: GEW Berlin, GGG Berlin – Verband für Schulen des gemeinsamen Lernens e.V., DGB KV Neukölln, der exzellenten Moderatorin Mirjam Blumenthal, Absolventin der Fritz-Karsen Gemeinschaftsschule und DGB Kreisvorsitzende Neukölln, dem engagierten Veranstaltungsteam der SchülerInnen, Eltern, PädagogInnen der Fritz-Karsen Gemeinschaftsschule und den beiden Catering-Schülerfirmen der Friedenauer und der Paul-Fürst Gemeinschaftsschule.

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