09.10.2008
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Fünf weitere Schulen wollen sich an dem Pilotprojekt Gemeinschaftsschule beteiligen. Gymnasien sind nicht dabei. Die fehlende Akzeptanz bei Kindern mit Gymnasialempfehlung bleibt ein Problem.
BerlinEinen Monat nach dem Start der Gemeinschaftsschule hat sich Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) gestern demonstrativ zu der neuen Schulform bekannt und eine erste Bestandsaufnahme geliefert. „Die elf Gemeinschaftsschulen haben einen wichtigen Bildungsauftrag zu erfüllen“, sagte er bei einem Besuch in der Moabiter James-Krüss-Grundschule. Dort gab er auch bekannt, dass es fünf ernsthafte Interessenten für die zweite Runde der Pilotphase gibt: zwei Grund-, zwei Gesamtschule und eine Neugründung. Die Namen wollte er noch nicht nennen, weil die offizielle Bewerbungsfrist erst am 31. Oktober endet.
Die Nachfrage der Familien nach der neuen Schulform hängt sehr vom Standort ab. Während sich etwa die Evangelische Schule in Mitte vor Anmeldungen kaum retten konnte, kamen in anderen Schulen nur mit Mühe und Not zwei Klassen zustande. Insgesamt starteten am 1. September rund 65 Gemeinschaftsschulklassen und zwar je zur Hälfte mit der ersten und der siebten Jahrgangsstufe. Gymnasien sind nicht dabei.
Die fehlende Akzeptanz bei Kindern mit Gymnasialempfehlung bleibt ein Problem. So berichtete die Leiterin der Hellersdorfer Mozart-Schule, Sybille Stottmeyer, dass der größte Teil der leistungsstarken Sechstklässler die Schule Richtung Gymnasium verlassen habe. Die Schulleiter wollen sich davon aber nicht entmutigen lassen und erzählten gestern begeistert von den Erfahrungen der ersten Wochen, wozu der Lehreraustausch zwischen den kooperierenden Grund- und Oberschulen gehört.
Senator Zöllner war denn auch bemüht, die Befürchtungen zu zerstreuen, dass seine jüngsten Strukturvorschläge die Gemeinschaftsschulen nicht mit einschlössen. Er betonte, dass diese Schulform sich durchsetzen werde, wenn es ihr gelinge, die Kinder „bestmöglich individuell zu fördern“.
Susanne Vieth-Enthus